Der Ursprung des Feuerwehrwesens liegt in der Notwendigkeit begründet, Leben und Gut der Menschen bei Bränden, Hochwasser und anderen Gefahren zu schützen.
Das Alter der Wahlwinkler Feuerwehr können wir erst ab dem Jahr 1751 belegen. Es ist außerdem bekannt, dass bereits 1700 eine Feuerspritze mit Feuerleiter und Eimern gekauft wurde (Beleg nicht auffindbar).
Auszug aus der Gemeinderechnung der Gemeinde Wahlwinkel 1751:
Nr. 106
2 fl 10 gl wurden von den Heimbürgen bezahlt für 4 Pferde welche an die
Spritze gespannt waren als es in Aspach gebrannt hat und alle
über Nacht bleiben mußten.
Betrag dankend erhalten
Valentin Wilhelm Heyring
Valentin Wilhelm Trott
Nr. 102
10 gl 6 pf für 14 Kannen Bier hat mir der Heimbürge Hanß Simon Schönau
bezahlt. Diese wurde getrunken als die Spritze ausprobiert wurde.
Hiermit bescheinigt Zacharias Hey, Der Schankwirt
Die Feuerwehr Wahlwinkel hat eine lange, ereignisreiche Tradition. Sie besaß schon früh Technik und überwand damit weite Strecken, (bis in die Nähe von Erfurt) um Menschen und Tiere in Not zu helfen. Erstaunlich ist schon, dass man zur Bekämpfung eines Brandes, trotz der schlechten Straßen, rechtzeitig eintraf.
Heute hat die Brandbekämpfung und der Schutz des Lebens einen hohen Stellenwert, jedoch müssen keine weiten Strecken mehr überwunden werden, da die Voraussetzungen zur schnellen Brandbekämpfung in jedem Ort gegeben sind. Die Ausbildung der Kameraden steht deshalb heute im Vordergrund. Der Einsatz von Technik und der Kathastrophenschutz setzen ein hohes Wissen voraus.
Die Gemeinde sorgte früher und heute für die Ausstattung der Feuerwehren mit Kleidung und Geräten. Unsere aktive Truppe ist heute gut ausgestattet, wenn man bedenkt, dass zur Stadt Waltershausen eine Stützpunktfeuerwehr und drei freiwillige Feuerwehren gehören.
Brände waren schon immer so gefürchtet wie Kriege, Pest und Unwetter, darum versuchte man die Brände im Ort und den Nachbargemeinden mit einer Feuertruppe zu bekämpfen. Die fürstlichen Ämter gaben den Gemeinden den Auftrag eine Löschtruppe aufzustellen. Dieser setzte sich aus zwei Spritzenmeistern, vier Feuernmännern und 12 Spritzendrücker. Die Brände wurden mit primitiven Werkzeugen wie Einreißhaken, Feuerlöscheimern aus Hanf oder Leder, Feuerpatschen und Löschwischen sowie Leitern bekämpft.
Erst Ende des 17. Jahrhunderts gebrauchte man Pumpen zur Brandbekämpfung. Am Anfang waren die Feuerspritzen kleine Kästen mit einer Pumpe, in die man das Wasser mit Eimern hineinschüttete. Diese Spritzen waren den schnell um sich greifenden Bränden nicht gewachsen. Es kam deshalb immer wieder zu Großbränden, welche mehrere Gebäude zerstörten.
Wahlwinkel selbst war ein fränkisches Haufendorf, deren Dächer mit Stroh gedeckt waren und auch heute noch nah beieinander stehen, weshalb Brände schnell um sich greifen konnten. Alle Gemeinden arbeiteten bei solchen schlimmen Katastrophen eng zusammen. Auch Wahlwinkel blieb von Großbränden nicht verschont, wie später aus der Aufzählung der zahlreichen Brände ersichtlich ist.
Wie wurden die Nachrichten von Bränden verbreitet? Hierfür hatte man Feuerläufer und Courierreiter (Belege darüber sind ab 1751 vorhanden). Aus den Akten ist außerdem ersichtlich, dass mit mit der Brandbekämpfung die Hilfe durch die Bevölkerung nicht endete. Es finden sich mehrere Spendenquittungen an die geschädigten Familien nach Großfeuern.
Später hatte Wahlwinkel eine Spritze mit der man weite Strecken überwand und sogar ein Steigerhaus nannten sie ihr eigen.
Wahlwinkel wurde 1186 erstmals erwähnt. Zur Zeit der Ortsgründung hatte der Ort 30 Einwohner. 1510 wird im Erbbuch zu Tenneberg die Einwohnerzahl mit 35 angegeben. 1657 gab es 55 Häuser, wovon nur noch 22 bewohnt wurden. Die Hälfte der Bevölkerung wurde durch den 30jährigen Krieg umgebracht oder verschleppt.
Im Mittelalter war Wahlwinkel stark befestigt. Davon zeugten der Burggraben, eine Hecke, die Zugbrücke und die hohe Friedhofsmauer, die das Dorf umgaben. Noch 1767 wird beim Durchzug der Reichsarmee die Feuergefährlichkeit der niedrigen Häuser mit ihren Strohdächern durch die Fackeln beschrieben.
Erst 1850- 1860 verschwanden auf Befehl der fürstlichen Ämter die Strohdächer. Ab 1856 sollten die Einwohner doppelte Brandsteuern zahlen, nach 1861 das Dreifache. So hat man auch schon in früheren Zeiten durch Steuern Beschlüsse durchgesetzt. Diese war einmal zu Wohle der Bevölkerung.
Wahlwinkel blieb wie andere Orte auch nicht von Großfeuern verschont. Eine Feuersbrunst am 27.11.1783 hat den halben Ort eingeäschert. Es sind 27 Gebäude abgebrannt. Von der Kirche bis zum östlichsten Ende des Ortes blieb nur ein Haus stehen und das war seltsamerweise das Spritzenhaus.
Am 07.07.1863 kam es spät abends noch einmal zu einem Großbrand, der auf dem Anwesen von Michael Fröhlich ausbrach. Er vernichtete zahlreiche Wirtschaftsgebäude nebst Inhalt. Mehrere angrenzende Gebäude wurden stark beschädigt.
Die Wasserversorgung des Ortes wurde schon von unseren Vorfahren verbessert. Sie legten Teiche an und gruben Brunnen. In der Zeit von 1962- 1972 wurde die Trinkwasserversorgung an die Wasserleitung angeschlossen. Heute verfügt das Dorf über fünf Teiche und 15 Unterflurhydranten, die der Feuerwehr zur Verfügung stehen.
Nachweisbare Brandeinsätze der Wahlwinkler Feuerwehr ab 1751
1751 | Brand in Aspach, 4 Pferde über Nacht |
1752 | Brand in Langenhain |
1753 | Brand in Leina (Spritze mit 4 Pferden/4 Mann über Nacht gewacht) |
1754 | Einsatz bei Feuersbrunst in Ohrdruf (4 Mann und Spritze) 28 Kannen Bier für Löschmannschaft bezahlt |
1755 | Hilfe mit vortrefflicher Spritze mit 2, 3 und 4 Pferden in Molschleben, Gottern und Ballstädt |
1759 | Brand in Thamsbrück |
1760 | Spritzeneinsatz mit 3 Pferden in Catterfeld und Thamsbrück |
1763 | 30.04. Brand in Langenhain |
1765 | Brände in Creutzburg (4 Pferde), Burgtonna und Molschleben |
1768 | 12.12. Spritzeneinsatz in Cobstädt, Hötzelsroda |
1769 | Spritze mit 3 Pferden in Waltershausen und Engelsbach |
1770 | Brand in Hahn- Ibenhain, Langenhain, Haina an der Nesse (3 Pferde) |
1771 | Mit der Spritze und 14 Mann in Langenhain gewesen. Brand in der langen Wiesen (unterhalb vom Gemeindeholz) |
1775 | 04.11. Brand in Ernstroda, es brannte so schlimm, das es in der Nacht taghell war |
1778 | 24. 07. Brand in Kleinrettbach |
1780 | Brand in Eckstedt mit 4 Pferden, Brand in Fröttstädt, Wahlwinkler löschten auf einem Gut von Castor Mans bei Gotha und beim Brand im Holze von Ülleben |
1781 | Spritzeneinsatz in Ülleben mit 3 Pferden |
1782 | Brand in Sülzenbrücken, in Creutzburg und am 11.03. mit der Spritze und 3 Pferden zum Brand nach Gößel |
1783 | 27.11. Brand in Wahlwinkel, das halbe Dorf brennt nieder |
1784 | Brandeinsätze: in Ballstädt, Haßleben, Tröchtelborn, Güntersleben, 22.05. in Mühlhausen (3 Pferde), 23.09. in Schönau |
1785 | Brand in Wahlwinkel, das Gemeindebackhaus und das Spritzenhaus brennen nieder |
1795 | Brand in Ernstroda und in Lupnitz |
1796 | Brand in Ernstroda (32 Kannen Bier für die Löschmannschaft) |
1797 | Brände in Witzleben, 12.07. in Wölfis, 08.10. in Aspach (3 Pferde) |
1798 | 16.06. Brand in Mechterstedt |
1807 | 03.11. Brand in Tabarz |
1809 | 12.06. Feuersbrunst in Siebleben, 31.07. Brand in Schönstädt |
1813 | Brände in Ballstädt und in Mühlberg |
1815 | Brände in Pferdingsleben und Herbsleben |
1816 | Brand in Finsterbergen |
1817 | Brände in Emleben und Mühlberg |
1818 | 28.01. in Wangenheim, 01.02. in Wenigenlupnitz, 04.05. In Gotha |
1832 | 25.04. Brand in Döllstädt |
1834 | Brandeinsätze: 06.03. in Güntersleben, 05.04 in Wipperoda, 07.04. in Wangenheim, 03.08. in Emleben, 06.08. in Eckstedt, 18.09. in Kirchheiligen |
1849 | Brandeinsätze: 17.01. in Rödichen, 03.05. in Herrenhof, 11.05. in Laucha, 16.12. Langewiesen (bis nach Leina gefahren) |
1850 | 09.10. Brand in Eschenbergen |
1851 | 24.06. Brand in Kabartz |
1852 | Brandeinsätze: 14.03. im Schloss Reinhardsbrunn, 11.07. in Dietharz,09.12. am Boxberg |
1854 | 04.07. Brand in Waltershausen (Bierrechnung: 30 Kannen Bier für die Feuerspritzenmannschaft) |
1863 | 07.07. Brand in Wahlwinkel, 7 Häuser wurden zerstört, andere stark beschädigt |
1871 | Brand in Emleben, Brot für die Löschmannschaft |
1883 | Brandeinsätze: 23.08. in Fröttstädt, 30.08. in Waltershausen, 30.09. in Reinhardsbrunn mit je 18 Mann im Einsatz |
1884 | 26.08. und 30.08. Brände in Waltershausen |
1889 | 23.03. Brand in Ibenhain, 18 Mann und Spritze aus Wahlwinkel im Einsatz |
1891 | Brände in Friedrichroda und Ernstroda |
1894 | Brände in Ibenhain und Hörselgau |
1895 | Brände in Ibenhain, Rödichen, Waltershausen und Teutleben |
1901 | Brandeinsätze: 28.02. in Ibenhain, 01.03. in Waltershausen (18 Mann im Einsatz), 30.11. in Ibenhain |
1903 | 08.10. Brand in Waltershausen bei Schneider Gimm |
1904 | Brandeinsätze: 11.09. in Fröttstädt (Haus des Schultheisen), 04.10. in Waltershausen (16 Mann), 02.11. in Waltershausen (17 Mann) |
1905 | Brand in Cumbach (16 Mann im Einsatz) |
1907 | 03.10. Brand in Gospiteroda (12 Mann im Einsatz |
1911 | Brand in Wahlwinkel, Alte Schule (Remise und Scheune abgebrannt) |
1918 | 13./14.09.Brand in Wahlwinkel bei Trott und Schönau |
1934 | Brand in Wahlwinkel bei Karl Leining (Scheune, Stall und Wohnhaus stark beschädigt) |
1948 | 15.02. Brand in Waltershausen Firma Schmidt (Wahlwinkel mit 12 Mann und 7 Stunden im Einsatz) |
1949 | Brände:06.09. in Waltershausen,16.09. in Gospiteroda |
1956 | 10.09. Brand in Wahlwinkel bei Lehrer Trott (Brandlegung durch 5jähriges Kind) |
Nachweislich gehören nach der Jahrhundertwende 18 Personen zur Wahlwinkler Feuerwehr:
- 2 Oberfeuerwehrmänner
- 4 Feuerwehrmänner
- 12 Spritzendrücker
Über einige Jahre fehlen genaue Informationen über die Aktivitäten und Einsätze der Feuerwehr im und außerhalb des Ortes. Grund: Mangelhafte Aufbewahrung von Aufzeichnungen und Niederschriften.
Seit 1958 sind aussagekräftige Unterlagen für Aktivitäten der Feuerwehr vorhanden. Heinz Simon wurde Kommandostellenleiter der Freiwilligen Feuerwehr und er übernahm die Leitung viele Jahre.
Die folgenden Brände sind fast ausschließlich in Wahlwinkel.
1963 | 10.04. Flächenbrand auf der schwarzen Hardt durch Kinder 10.09. dürres Gras brennt auf der Hardt 27.09. Schornsteinbrand in der Waltershäuser Straße |
1964 | 19.04. Flächenbrand auf der Wolfe |
1965 | 21.02. Zimmerbrand im alten Schäferhaus |
1972 | 29.04. Scheunenbrand bei Hugo Fröhlich |
1980 | 20.03. Schuppenbrand bei Egon Offenhaus |
1982 | 08.06. und 30.11. Brand im Kohlenbunker im Kreisbaubetrieb (60 und 30 t Kohle mussten abgetragen und gelöscht werden) |
1983 | 08.10. Wohnungsbrand durch defektes Fernsehgerät im Lachweg (erheblicher Sachschaden) |
1984 | 11.08. Brand bei Heinz Lindner durch defekte Nähmaschiene |
1986 | 11.01. Brand der offenen Feldscheune der LPG |
1989 | 19./20.05. Brand der Mülldeponie des Gummiwerks in Waltershausen |
1991 | 20.04. eine selbstgebaute Hütte von 2 Kindern brannte am Rain, ein Gastank drohte sich zu entzünden (Vorfall wurde später in der Sendung "Notruf" rekonstruiert) 13.07. Brand der ISOMAX GmbH 14.07. ein brennender PKW wird von zwei Feuerwehrmännern gelöscht |
1993 | 08.08. Strohschoberbrand der Agrar e. G. |
1994 | 01.01. brennender Lindenbaum in der Hörselgauer Straße durch Feuerwerkskörper 30.12. Scheunenbrand in Waltershausen |
1995 | 09.08. Flächenbrand in der Hörselgauer Straße |
Zum Zweck des vorbeugenden Brandschutzes führt die Freiwillige Feuerwehr jährliche Brandschutzkontrollen durch. Sie wurden ab 1956 von Brandmeister Waldemar Reindanz und ab 1986 von Löschmeister Andrea Schmidt koordiniert und vorbereitet.
Heute ist jeder Bürger selbst für den ordnungsgemäßen Umgang mit Feuer und brennbaren Flüssigkeiten verantwortlich. Brandschauen werden nicht mehr durchgeführt.
Die Feuerwehr wird nicht nur zu Bränden gerufen, sie hilft auch bei Hochwasser und anderen Gefahren. Hier wollen wir einige der wichtigsten Einsätze der Wahlwinkler Feuerwehr nennen.
1961 | 29.- 30.04. Hochwasser durch starke Regenfälle und Schneeschmelze (20 Kameraden waren im Einsatz) |
1963 | 07.- 10.03. Hochwasser in Wahlwinkel |
1964 | 07.02. Kam. Heinz Ortmann konnte eine Person die im Strohschober verschüttet war retten |
1968 | Kam. Rainer Schönau konnte ein Kleinkind vor dem Ertrinken retten |
1980 | 16.06. mehrere umgebrochene Bäume wurden nach einem Sturm beseitigt |
1981 | 10.08. Bäckerei stand unter Wasser, die Feuerwehr konnte durch Sandsäcke und Pumpen größeren Schaden verhindern |
1994 | 13.- 14.04. Hochwasser durch starke Regenfälle und Schneeschmelze (14 Kameraden waren im Einsatz) |
1995 | 19.10. Vermisstensuche in der Umgebung von Langenhain (10 Kameraden waren an der Suche beteiligt) |
Wie aus den oben ersichtlichen Daten ersichtlich ist, musste die Wahlwinkler Feuerwehr weite Strecken zu den Einsätzen zurücklegen. Dazu war eine stabile und wirksame Feuerspritze nötig. Die erste wurde 1846 gekauft, mit Schläuchen, Rohren, Äxten, Feuereimern, Feuerleitern, Feuerhaken und anderen Einsatzgeräten. Die zweite Spritze wurde 1867 gekauft. Sie ist noch heute einsatzfähig und wird von den Kameraden liebevoll gepflegt.
1936 wurde eine Motorkraftspritze der Marke Dittmann beschafft. Sie ist jedoch leider nicht mehr vorhanden. Am 25.07.56 wurde die erste TS 8 (Tragkraftspritze) für die Wahlwinkler Feuerwehr beschafft. Sie wurde zu den Einsätzen getragen oder auf einem Wagen gefahren. Später beschaffte man dazu einen TSA (Tragkraftspritzenanhänger). Das erste Fahrzeug erhielt die Feuerwehr am 05.03.1993. Es handelt sich um ein TSF (Tragkraftspritzenfahrzeug) der Marke Ford Transit Baujahr 1969 von unserer Partnerfeuerwehr Korbach. Das zweite Fahrzeug erhielten wir am 11.12.2000. Es handelt sich um ein TSF- W (Tragkraftspritzenfahrzeug mit Wassertank) von Mercedes Benz.
Heute besitzt unsere Feuerwehr ein modernes Gerätehaus und ist mit der neusten Technik ausgerüstet. Es ist schwer zu glauben, dass unsere Vorfahren mit einer Pferdespritze so weite Strecken zurückgelegt haben und trotzdem pünktlich am Einsatzort eintrafen und den Brand mit der damaligen Technik auch gelöscht haben.